Der Dudelsack

Wie z. B. Flöten sind auch die Dudelsäcke AEROPHONE, also Instrumente, bei denen Luft in Schwingung versetzt wird, um Töne zu erzeugen. Im Gegensatz zu anderen Blasinstrumenten wird aber das Instrument nicht direkt angeblasen, sondern indirekt, indem erst Luft in einen Sack geblasen wird, von dem aus sie in die Tonpfeife(n) strömt.

Als Dudelsack wird seit dem 17. Jahrhundert in Deutschland die Sackpfeife bezeichnet (engl. bagpipe, franz. cornemuse). Bereits für das erste Jahrtausend vor Christus hat man Dudelsäcke in Asien nachgewiesen, und auf einer römischen Münze ist Kaiser Nero zu sehen, wie er Dudelsack spielt. Es gibt noch heute traditionelle Dudelsäcke, z. B. in Arabien oder Tunesien, die ohne Bordun auskommen und bei denen einfache Spaltrohrflöten als Spielpfeifen Verwendung finden. 

Der wesentliche Bestandteil eines jeden Dudelsackes ist ein Windsack, ursprünglich aus Tierfell, oder ein Blasebalg, mit einer oder mehreren Pfeifen, davon meist einer, manchmal auch zwei Spielpfeifen, der Rest Bordunpfeifen. Die »Mundstücke« sind mit Rohrblättern versehen, mit denen die Lippen des Spielers jedoch nicht in Berührung kommen. Durch diese Technik kann ein dauernder Luftstrom aufrechterhalten werden, bei Verwendung eines Blasebalges kann der Spieler sogar dazu singen.

Als DAS Instrument des Mittelalters erfreut sich der Dudelsack heute auch in der Mittelaltermusik einer wachsenden Beliebtheit. Wegen der kaum zu überschauenden Vielfalt werden hier nur einige wenige Arten vorgestellt. 

Weitere interessante Dudelsackmodelle findet man auf der Seite von Dudelsackbauer Jürgen Ross.

SäckpipaPrätorius-BockHümmelchen/DudeySchäferpfeifeMittelaltersackZampognaZukra/MezzouedGaitaBechonnetBourbonnaiseDudelsack mit BlasebalgScottish War Pipe

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Die SÄCKPIPA ist ein schwedischer Dudelsack mit aufschlagender Zunge und klanglich dem bulgarischen Dudelsack (GAIDEA) ähnlich. Es gibt sie mit offener, halb oder ganz geschlossener Griffweise; sie besitzt einen Bordun, der in e' oder d' stimmbar ist. Zum Wechseln der Tonart ist also nur eine weitere Spielpfeife notwendig. Die Säckpipa ist ein handlicher Dudelsack, der nur geringen Druck benötigt; sie ist deshalb das optimale Einsteiger-Instrument. 

Der PRÄTORIUS-Bock ist ein beeindruckend großer Dudelsack, rekonstruiert nach historischen Abbildungen von Michael Praetorius aus dem Jahr 1619. Die Schalltrichter aus echten Hörnern an den Enden der Spielpfeife und des Borduns geben ihm einen unverkennbaren, tiefen sonoren Klang.

Die Blockflötengriffweise macht ihn für Leute aus der Mittelalter- oder Renaissance-Szene relativ leicht erlernbar. 
 

(Bilder zum Instrument im Einsatz)


Das HÜMMELCHEN oder DUDEY ist ein sehr zarter, für geschlossene Räume geeigneter Dudelsack. Die Blockflötengriffweise und die Klangähnlichkeit mit dem Krummhorn machen ihn für Renaissance-Ensembles empfehlenswert.
Es gibt sehr unterschiedliche Modelle; das reicht z. B. bei Dudelsackbauer Jürgen Ross vom einfachen Schulmodell mit einem Bordun (links) bis zu einem hochkomplexen, umstimmbaren Dudey mit 4 Bordunen (rechts).

(Bilder zum Instrument im Einsatz)


Die SCHÄFERPFEIFE ist ein »Allround«-Dudelsack. Ihr Klang bereichert historische Musik zu jedem Anlaß und ist ideal für Solisten, da er sowohl weich als auch kräftig ist. Zwei parallele Bordune liefern den Klangteppich, der die Spielpfeife mit 1½ Oktaven Tonumfang besonders gut hervorhebt. Gespielt wird das als Rekonstruktion nach historischen Vorbildern von Michael Praetorius und anderen zeitgenössischer Abbildungen gebaute Instrument mit halbgeschlossener französischer Griffweise.

Der MITTELALTER-SACK oder die mittelalterliche Sackpfeife entspricht im Aussehen entfernt relativ frühen Abbildungen von Dudelsäcken, ist in der heute verbreiteten Form jedoch eine relativ neue Entwicklung: Er wurde 1982 von Roman Streisand (SPILWUT) entwickelt. Sowohl Bordun- wie Spielpfeifen sind mit großen Schalltrichtern versehen, was diesen Dudelsack besonders bei Leuten, die im Freien möglichst laut sein wollen, beliebt macht. Die einfache, offene Griffweise macht das Instrument leicht erlernbar. Die meisten Instrumente dieser Art sind in a-moll zu spielen.

Die ZUKRA ist in Tansania und Algerien beliebt, aber auch aus anderen Regionen Nordafrikas bekannt. Unsere Zukras stammen aus Tunesien, dort nennt man dieses Instrument auch Mezzoued.
Die beiden zusammenhängenden Spielpfeifen sind mit Hörnern versehen, die den Klang ausrichten.

(Instrument im Einsatz)


Der ZAMPOGNA stammt aus Italien und zeichnet sich aus durch zwei Spielpfeifen, eine für jede Hand. Er wurde  üblicherweise an Weihnachten auf den Straßen gespielt. 

 


Die spanische GAITA zählt zu den kräftigsten Dudelsäcken. Die Spielpfeife ist stark konisch gearbeitet und hat den Tonumfang einer None. Sie ist mit einem oder zwei Bordunen lieferbar. 

Der BECHONNET ist ein französischer Dudelsack mit zwei oktavierten Bordunen, die BOURBONNAISE ein Dudelsack in Tenorlage mit sehr tiefem Bordun (beide ohne Abbildung). 

Bei Leuten, die gleichzeitig singen wollen, sind Instrumente wie der abgebildete Dudelsack mit Blasebalg beliebt. 
 


Die SCOTTISH WAR PIPE ist eine relativ moderne Entwicklung und so laut wie kräftig. 
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